Immer mehr junge Menschen psychisch krank

Dillenburg (uju) ... Wir lassen keinen allein" - mit diesem Versprechen wirbt der Sozialverband V dK für sich. Doch manchmal fühleI) sich die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder der VdK- Geschäftsstelle Dillenburg selbst ein wenig alleine gelassen. Gerade, wenn es sich um psychisch Erkrankte handelt, die ihre Sprechstunden besuchen.

Das erklärte Kreisvorsitzende Christa Hof während eines Erfahrungsaustauschs, zu dem sich die VdK-Vorstandsmitglieder mit dem Kreis-Sozialdezernenten Stephan Aurand und dem Arbeitskreis Soziales der SPDKreistagsfraktion (Margit Jankmyskl, Helmut Metz, Regina Beimborn und Rüdiger Harz-Bornwasser) in der Geschäftsstelle trafen. Psychische Probleme, erklärte Hof, machten vermehrt jungen, im Beruf stehenden Menschen zu schaffen.

Viele Betroffenen, die eine Rentenberatung benötigten, würden in ihrem Büro sitzen und weinen. Einer habe gedroht, sich erschie· ßen zu wollen, ein anderer habe sich aus dem Fenster stürzen wollen. "So etwas nimmt man anschließend mit nach Hause", schilderte Hof. Oft sei ihr Team ratlos und wisse nicht, wohin es diese Menschen mit ihren psychischen Problemen verweisen könne. Psychologen, Einrichtungen und Arzte hätten kaum mehr Kapazitäten für eine Behandlung. Das VdK-Team könne oft nicht helfen. "Wir bräuchten dringend Schulungen von externen Beratern, aber die kosten viel Geld", sagte Hof auf die Frage aus dem Arbeitskreis, ob der VdK über ein Netzwerk mit PsychoIogen, Supervisoren und Arzten verfüge.

Sozialdezernent Aurand regte eine Zusammenarbeit mit anderen Wohlfahrtsund Sozialverbänden , wie etwa dem Diakonischen Werk, an. Es gebe bereits eine gute Kooperation mit der AWO, dem DRK, der Diakonie und dem Integrationsfachdienst (IFD), erläuterte Hof. Doch sowohl dem Integrationsamt als auch dem IFD seien oft die Hände gebunden, wenn es um die Wiedereingliederung psychisch Kranker in den Beruf gehe. Der VdK versucht, sich auf diese Situation einzustellen. Wie Vorstandsmitglied UIrich Hof berichtete, sei man dabei, eine Betriebsarbeit einzurichten. Ziel sei es, psychisch Kranke bei Gesprächen zu begleiten. VdK hat über 9100 Mitglieder.

Arbeitskreismitglied Regina Beimborn meinte, die Werkstätten für psychisch Kranke sollten verstärkt Teilzeitarbeit ermöglichen . Viele Betroffenen würden gerne arbeiten, seien aber nicht in der Lage, dies in Vollzeit zu tun, zumal oft lange Wege zu den Werkstätten bewältigt werden müssten. In der VdK-Geschäftsstelle in der Marktstraße 21 bietet der Sozialverband an drei Tagen in der Woche seine kostenfreie Beratungen an. Die Besuchszahlen schnellen in die Höhe und erreichten im Jahr 2013 etwa 2600 Besucher. Das heißt für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, dass sie sich pro Öffnungstag um 40 bis 5O Personen kümmern müssten. 

Eine Beratung ist nicht an eine Mitgliedschaft gebunden", erläuterte Hof. Folgten jedoch Beantragungen und Widersprüche, bei denen die Menschen Hilfe ben ötigten, müsste schon aus Gründen der Absicherung eine Mitgliedschaft erfolgen. Der VdK-Kreisverband Dillkreis kümmert sich aktuell in 47 Orts verbänden um über 9100 Mitglieder. Zunehmend beschäftige sich der VdK auch mit dem Krankenversicherungsrecht. Wir benötigen eine Pflegereform, die mehr bietet als Minuten zählen, betonte Hof. Positiv zu werten sei die Möglichkeit, für Demenzkranke die Pflegestufe null zu beantragen. Hier wollen zukünftig Mitarbeiter des Sozialverbandes die pflegenden Angehörigen entlasten. Doch sei dieses Projekt noch am Anfang und müsse ausgearbeitet werden. Dies solle auch keine Konkurrenz zu bestehenden Betreuungsangeboten werden, betonte die Kreisvorsitzende. Quelle: "Dillzeitung vom 21.02.2014 "